Kampfschauplatz Kindererziehung
Ich bin seit über 15 Jahren Tagesmutter, sozial - pädagogischer Berater und Erziehungsberater und habe mal wieder ein Buch - einen Elternratgeber unter die Lupe genommen :-)
"Kinder brauchen mehr als Liebe - Klarheit, Grenzen, Konsequenzen" von Achim Schad
Achim Schad bringt es gut, schnell und alltagstauglich auf den Punkt und in seinen vielen Alltagsbeispielen finden sich garantiert alle Eltern wieder :-)
Schulen und Kindergärten beschweren sich immer häufiger, dass Kinder von heute respektlos sind, nicht mehr auf "Ansagen" reagieren, frech sind, Schwierigkeiten im sozial - emotionalen Bereich aufweisen und in meiner Region werden heute viele Kinder nett und freundlich des Kindergartens "verwiesen" mit der Bitte, Eltern sollen sich doch nach einer anderen Betreuungsmöglichkeit für Ihre Kinder umsehen.
Doch warum sind heute viele Kinder außer Rand und Band?
Warum haben so viele Kinder Probleme im sozial - emotionalen Bereich?
Das Kind im ständigen Mittelpunkt
Familien und diese sollen mit allen erdenklichen Anstrengungen gefördert werden und es soll ihnen an nichts fehlen.
Kids von heute sind oftmals der absolute und ständige Mittelpunkt der Familie und genau DAS merken sie sehr schnell und fordern somit auch dieses "Recht" ein.
Kinder machen heute die Erfahrung, dass sich der komplette Alltag um sie dreht, um ihre Wünsche zuerfüllen und nach Möglichkeit SOFORT, ohne warten zu müssen und ohne Entbehrungen.
Die Mutter - Kind - Beziehungen von heute sind viel intensiver und stärker als noch vor einigen Jahren und viele Kinder beanspruchen dieses "Recht". Eine typische Erfahrung ist es hier, dass Gespräche zwischen Eltern von ihren eigenen Kindern boykottiert werden und sie permanent von den lieben Kleinen unterbrochen werden.
Verstärkt wird dieser Kreislauf von der zur Zeit voll angesagten "Bedürnisorientierten Erziehung", die an sich ein wertvolles "Instrument" ist, um eine hervorragende Elten - Kind - Bindung zu entwickeln. Leider wird "Bedürnisorientierte Erziehung" von vielen Eltern und auch Pädagogen völlig falsch verstanden, weitergegeben und in den Familien angewandt.
Die heute Mittelpunktstellung der Kinder impliziert, dass viele Abläufe innerhalb der Familie von den Kindern vorgegeben und gelenkt werden. Nicht nur die absolut notwendigen elementaren Bedürfnisse der Kinder bestimmen den Alltag, sondern auch spontane Impulse, spontane Gefühlswandlungen, zufällige Willensäusserungen erhalten einen zentralen Stellenwert.
Beispiel aus "Kinder brauchen mehr als Liebe - Klarheit, Grenzen, Konsequenzen
Eine Kindergartengruppe plant einen Ausflug. Mäxchen hat keine Lust mitzugehen und wird trotzdem mitgenommen. Er hat, trotz keiner Lust am Anfang, super viel Spaß und erzählt nachher freudestrahlend seinen Eltern von diesem Ausflug.
Nun planen die Eltern einen Ausflug und Mäxchen hat keine Lust. Mama bleibt mit Mäxchen zu Hause und fragt, wozu er denn nun Lust hätte und geht darauf ein
Früher und Heute
Heute unterscheiden sich Familien komplett von der traditionellen Familie von früher. Im Laufe der letzten Jahrzehnte wandelte sich die "Kommunikation" in Familien von der Hierarchie zu einer "Verhandlungsmentalität" - alles und jedes wird mit den Kindern verhandelt und stundenlang ausdiskutiert.
Eltern möchten so wenig wie möglich "Nein" sagen, haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie es doch tun, möchten, dass ihre Kinder das "Nein" und die elterlichen Beweggründe verstehen - was je nach Alter der Kinder einfach unmöglich ist....
Es ist durchaus möglich, eine gute Verhandlungs - und Streitkultur in der Familie zu entwickeln, in der ALLE Bedürfnisse und Wünsche der Familie zum Tragen kommen.
Da wo diese Verhandlungen allerdings kräfteraubend sind, zeitraubend sind und in endlosen Diskussionen enden, mit Streit und Machtkämpfen verbunden sind, wo diese Machtkämpfe die Kommunikation lähmen, da beginnen Kampfbeziehungen zwischen Kindern und Eltern.
Merkmale einer Kampfbeziehung
- das Kind ist so aggressiv
- das Kind ist so dominant
- das Kind ist so fordernd
- das Kind ist so unzufrieden und launisch
- das Kind ist so jähzornig
- das Kind ist so schnell frustriert
- = so beschreiben Eltern ihre Kinder
- Elten lassen sich in endlose Diskussionen verstricken
- Eltern sind frustriert
- Eltern buhlen förmlich um die Zuneigung und Anerkennung der Kinder
- Eltern erleben sich selber als hilflos gegenüber den Wutausbrücken ihrer Kinder
So kann Kommunikation gelingen
Tonfall und Mimik sind ebenso wichtig, wenn nicht noch wichtiger, als das gesprochene Wort. Worte, Tonfall und Mimik müssen "echt" sein = zusammen passen!
Ab dem 6. Lebensmonat wird es unerlässlich, dass Sprache, Tonfall und Mimik zusammenpassen. Jetzt ist die Zeit, dass Kinder Gefühle, Stimmungen und Gedanken der Eltern sowie Bedürfnisse der Eltern kennenlernen und akzeptieren lernen.
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Menschheit bemüht, die Sprache so zu vereinfachen, dass sie von den Kindern verstanden wird. Kurze Sätze, einfacher Wortschatz und kindliche Sprache sollen das Verständnis der Kinder erreichen und fördern.
Dies verfehlt den Zweck, wenn man eine Beziehung aufbaut, die auf Geborgenheit, RESPEKT, ACHTUNG beruht.
Beliebt bei vielen Eltern ist ...
"Mama möchte aber nicht, dass du.....das macht man doch nicht"
"Papa möchte aber erst noch mit Mama sprechen, das kannst du doch verstehen"
"Warum möchtest du das denn nicht machen? Mama ist dann aber ganz traurig"
"Wer von sich selber in der dritten Person spricht, hat nur wenig Überzeugungskraft" Zitat aus dem Buch "Nein aus Liebe" von Jesper Juul
Ausserdem sind hier versteckte "Erpressungen" inbegriffen "Ich werde traurig...", die in keiner Kommunikation etwas zu suchen haben.
Klare, echte Formulierungen!
"Ich verstehe, dass du keine Lust hast aufzuräumen. Ich möchte aber, dass Du jetzt aufräumst!"
"Ich verstehe, dass du meine Brille toll findest. Ich möchte aber nicht, dass Du mit ihr spielst!"
"Nein, ich möchte Dir heute keine Süßigkeiten kaufen".
"Ich bin müde von der Arbeit und möchte jetzt bitte 30 Minuten alleine sein"
Jeder hat das Recht auf seine eigenen Bedürfniss
Kinder wie Eltern haben das Recht auf ihre eigenen Bedürfnisse, Wünsche, Ansichten und jeder hat das Recht, diese auch zu äußern und zu vertreten.
Kinder können und müssen lernen, Bedürfnisse, Wünsche, Ziele, Ansichten anderer wahrzunehmen und zu akzeptieren und hierfür sind Regeln, Grenzen, Liebe und Respekt notwendig - von allen Seiten.
Heute werden Begriffe wie Grenzen, Regeln und Konsequenzen nicht mehr gerne in den Mund genommen und aus welchen Gründen auch immer, mit Strafen und Begrenzungen gleichgesetzt.
Aber egal, wie nett ich es umschreibe..." Eltern sollen ihre Bedürfnisse den Kindern mitteilen", "Kinder brauchen mehr als Liebe....", es läuft doch auf das SELBE/GLEICHE hinaus.... :-)
Eine einfache und direkte Art der Kommunikation, OHNE versteckte Erpressungen und Vorhaltungen, mit Achtung und Respekt die eigenen Bedürfnisse vermittelt....und alles wird gut :-)
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