ADHS oder doch Wahrnehmungsstörung
ADHS macht unruhig, zappelig und unkonzentriert. Es werden keine oder kaum Regeln befolgt, Diskussionen und Gefühlsausbrüche stehen an der Tagesordnung. Eine zusätzlich auftretende Legasthenie oder Dyskalkulie ist nicht selten und belastet das Familienleben und das Selbstvertrauen der Kinder/ Jugendlichen zusätzlich.
Immer öfter wird eine ADHS in jungen Jahren diagnostiziert und viele Kindergärten beklagen ihr "Leid" und Eltern werden darauf hingewiesen, sie mögen sich eine anderen Betreuungsplatz suchen. Somit ist das Thema "ADHS" nun bereits in sehr jungen Jahren ein wichtiges Thema!
Im alle Anforderungen des täglichen Lebens bewältigen zu können, sind viele unterschiedliche Kompetenzen notwendig. Es müssen z. B alle Wahrnehmungen korrekt aufgenommen, eingeordnet, verknüpft werden um zu einer erforderlichen Handlung und Reaktion zu führen. Das System der Wahrnehmungen, auditive – visuell- taktil – vestibulär, ist komplizierter als man meinen mag und durchaus anfällig für Defizite. Diese Defizite innerhalb der unterschiedlichen Wahrnehmungsbereiche können sehr wohl zu ADHS Verhaltensweisen führen und ebenso Lernschwierigkeiten beeinflussen.
Ein wichtiger und kaum beachteter Baustein ist das Gleichgewicht mit der vestibulären Wahrnehmung. Die vestibuläre Wahrnehmung vermittelt u. a Schwerkraft, lineare Bewegungen und Geschwindigkeit. Die vestibuläre Wahrnehmung beeinflusst z. B die Augenmotorik (Lesen), Optik, Raum – Orientierung ( Mathe, Lesen, Schreiben, soziale Kompetenzen).
Bei einer Unterempfindlichkeit dieses Systems, d. h bei defizitärer Ausbildung dieses Systems kann es zu unterschiedlichen Verhaltensweisen kommen.
Kennen Sie das?
Immer in Bewegung sein müssen
Ruhelosigkeit
Über Tische und Bänke gehen
Nicht warten können
Nicht mit Frustration umgehen können
Stürmisches Temperament
Kraft nicht kontrollieren können
Lernschwierigkeiten
Steife Körperhaltung
Konzentrationsschwäche
Reihenfolgen lernen ist schwierig ( Schreiben, Mathe, Regeln befolgen)
Sprache
Rechtschreibung
ZEHENSPITZENGANG
..und noch vieles mehr....
All diese Verhaltensweisen treten im Zusammenhang mit einer nicht ganz optimal ausgebildeten Wahrnehmung auf, deuten allerdings konkret auf eine ADHS hin. Ebenfalls auffällig ist der Zusammenhang der nicht optimal ausgebildeten Wahrnehmung und Lernschwierigkeiten.
Alle Wahrnehmungsbereiche sollten getestet werden und im Zweifelsfall „nachgeschult“ werden. Dies ist kein großer Aufwand der von spielerischen Übungen für Kinder und Jugendliche begleitet wird und in kürzester Zeit viele Verbesserungen möglich macht.
Wir achten bei unseren Betreuungskindern IMMER darauf, alle Wahrnehmungsbereiche zu fördern und zu trainieren! Dies fördert "nachträglich" auch die sozial - emotionale Kompetenz, das hilfreiche und nette Miteinander und das Einhalten von Regeln und Grenzen.
Bei einer ADHS kommt es IMMER zu veränderten Wahrnehmungen die dafür sorgen, dass die Kinder/Jugendlichen sich, Ereignisse und ANDERE verändert wahrnehmen!
WAS sind Wahrnehmungen
Wir "funktionieren" nur, wenn unsere Wahrnehmungen das Gleiche machen - gut und optimal funktionieren. Das "Wahrnehmungssystem" ist ein ineinander - greifender "Mechanismus", der sehr anfällig für Störungen ist. Da alle Wahrnehmungen - Wahrnehmungsbereiche ineinander "verzahnt" sind, kommen alle Wahrnehmungsbereiche "zum erliegen", wenn nur ein Bereich nicht optimal ausgebildet ist.
Übersicht der unterschiedlichen Wahrnehmungsbereiche
Auditive Wahrnehmung
- akustische Figurgrunddifferenzierung
Unwichtige Töne und Geräusche müssen ausgeschaltet werden - "das Gesagte vom Lehrer/Eltern kommt auch an". Es müssen falsche Laute erkannt werden
Akustische Differenzierung
Es können ähnlich klingende Laute unterschieden werden, Dehnungen und Schärfungen werden möglich
Akustisches Gedächtnis
Gehörtes kann sich (kurz) gemerkt werden und wiedergegeben werden, Wörter können sich gemerkt werden um den Wortschatz zu vergrößern. Der Inhalt vom Gesagtem kann wiedergegeben werden - häufig hat man hier das Gefühl, die Kinder hören einfach nicht zu und Anweisen können (wollen) nicht ausgeführt werden.
Auditive Serialität
Ausgeführte Handlungen können klar und strukturiert erzählt werden.
Visuelle Wahrnehmung
Typische Anzeichen für Schwierigkeiten in diesem Bereich sind
- die Arbeitsweise ist unordentlich und chaotisch
- Textaufgaben machen Schwierigkeiten
- Schrift ist unleserlich, unsauber
- Schwierigkeiten in der Auge - Hand - Koordination
- Bilderbücher mögen nicht angeschaut werden
- Puzzel werden nicht gemacht
- Steckspiele sind schwierig
Die visuelle Wahrnehmung entwickelt sich am stärksten zwischen dem 3 - 6 LJ und hängt erheblich mit den körperlichen Erfahrungen ab, die ein Kind machen kann. Klettern, hüpfen, tanzen..sind wichtige Voraussetzungen für die Entwicklung der visuellen Wahrnehmung.
Kinder mit Lernstörungen und ADHS wie auch Autismus, nehmen ihre Umwelt "verzerrt und verrückt" war - also unberechenbar. Diese Kinder malen und basteln u.U ungern und sind motorisch Ungeschickt.
- beim Abschreiben wird sehr oft hingesehen
- die Wortbildprägung funktioniert nicht - Legasthenie/LRS
- Kinder müssen alles anfassen um zu begreifen
- Muster und Reihenfolgen können nicht weitergeführt werden
- Abschreiben nicht ohne Fehler
- Kinder können fremde Gesichtsausdrücke nicht entschlüsseln
- die Buchstaben a-o-e sehen im Heft gleich aus
- Schrift ist eckig, rund, oval, abgehackt
- unterschiedliche Größe von Buchstaben im Heft
- Kinder finden sich in Gruppen nicht zurecht
- Kinder beteiligen sich nicht am Morgenkreis oder ähnliches
Raumorientierung
Kinder können eigene Position im Raum nicht klar ausmachen und es kommt zu Schwierigkeiten wie
- Ungleicher Zeilenabstand
- Zeilen werden zu voll geschrieben oder es ist noch Platz
- Stockendes Lesen
- Schreibmotorik verlangsamt
- umdrehen von Buchstaben
- chaotische Ordnung
- Veränderungen beunruhigen
- sind entweder überaktiv oder gehemmt
- keine Handlungsplanung
- das Erlernen von sinnvollen Abläufen fällt schwer
- stehen unter Stress
- können Anweisungen nicht befolgen
- erwecken den Eindruck "wie verloren zu sein"
Vestibuläres System
Das vestibuläre System gehört zum Gleichgewichtssinn und wesentlich wichtiger, als man denken könnte.
- motorische Entwicklungsauffälligkeiten
- Grob-Feinmotorik
- Graphomotorik ( Schreiben )
- geringe Ausdauer
- schnell schlapp und müde
- Konzentrationsschwächen
- Unruhe
- Erregung
- Ängste
- Nervosität
- Hyperaktivität
- auf Zehenspitzen gehen
- ständig von einer Ecke in die andere laufen
- nicht still stehen können
- immer am rennen
Eine veränderte Wahrnehmung im Bereich des vestibulären Systems können zur mangelnden Handlungsplanung - der Dyspraxie - führen. Hier werden Aufgaben nicht verstanden, dass Kind findet sich nur schwer zurecht, Aufgaben können nicht adäquat erfüllt werden.