Bedürfnisorientierte Erziehung - toller, wichtiger Ansatz oftmals falsch verstanden
Die "bedürfnisorientierte Erziehung" ist in aller Munde, ein wichtiger und toller Ansatz, damit Kinder ein absolutes Urvertrauen entwickeln können und doch stürzt sie viele Mütter in Depressionen und Burnouts - ein oftmals falsch verstandener Ansatz.
Die Bindungstheorie ist die "Basis" der bedürfnisorientierten Erziehung. John Bowlby fand heraus, dass Beeinträchtigungen der frühen Mutter - Kind - Beziehung ausschlaggebend für weitere psychische Beeinträchtigungen sind. In den 40er Jahren fand Bowlby heraus, dass Kinder, die lange im Krankenhaus waren viele Auffälligkeiten zeigen, die auf diese nicht optimal stattfindende Mutter - Kind - Beziehung und Bindung zurückzuführen waren.
Der Arzt William Sears prägte die bedürfnisorientierte Erziehung, Attachment Parenting, genannt. Es geht darum, dass Eltern auf die Zeichen und Signale Ihrere Kinder achten, sie erkennen, darauf reagieren und Körperkontakt ist hierbei enorm ausschlaggebend.
Die bedürfnisorientierte Erziehung soll dafür sorgen, dass Kinder das absolut notwendige Urvertrauen entwickeln, was wiederum Basis ist, für alle weiteren Entwicklungsschritte.
So weit so gut...
Es geht bei der bedürfnisorientierten Erziehung NICHT darum, seine eigenen Bedürfnisse zu verleugnen und zu verdrängen. Es geht NICHT darum, den Kindern alle Wünsche zu erfüllen - ein Wunsch ist nicht zwangsläufig ein Bedürfnis!
Es geht auch nicht darum, den Kindern alle Steine aus dem Weg zu räumen um ihnen Frust und Anstrengung zu ersparen - das gehört nämlich zur Entwicklung der Selbstregulationsfähigkeit dazu!
Es geht auch NICHT darum, sich für die bedürfnisorientierte Erziehung "aufzuopfern" und als Person/ Mensch zu leiden.
Leider
Leider erleben wir, die mit Kindern und Eltern arbeiten ( Frühförderstellen, Kinderpsychologen, Schulen, Kindergärten) immer wieder ein anderes Bild - die bedürfnisorientierte Erziehung wird oftmals völlig falsch verstanden und treibt viele Mütter direkt in den Burnout.
Eltern nehmen Ihren Kindern alles ab, räumen jeden Stein aus dem Weg und geben allen WÜNSCHEN sofort nach. Ein Wunsch ist nicht zwangsläufig ein Bedürfnis!
Darüberhinaus achten Eltern oftmals extrem auf die kindlichen Bedürfnisse, unterdrücken aber ihre eigenen - und das ist nicht Sinn und Zweck der bedürfnisorientieten Erziehung. Wenn es hier um Bedürfniserfüllung geht, dann sind die Bedürfnisse ALLER Familienmitglieder wahrzunehmen, anzunehmen, zu vermitteln und zu respektieren - AUCH von den Kindern (je nach Alter versteht sich). Da die bedürfnisorientierte Erziehung aber so "extrem" weit über das erste Lebensjahr hinaus "praktiziert" wird, geraten Eltern und Kinder in einen Teufelskreis.
Eltern fühlen sich unwohl und unzufrieden und Kindern werden wichtige Lernerfolge und Entwicklungsschritte verbaut....Kinder brauchen liebevolle Eltern, die ihre Signale wahrnehmen und anerkennen. Sie brauchen aber auch Herausforderungen, Dinge an denen sie wachsen können und dadurch auch ihr Selbstvertrauen stärken und steigern können.
Mittlerweile bekommen viele Kinderpsychotherapeuten kleine Patienten, die an einer "anerzogenen Hilflosigkeit" leiden - das Ergebnis einer völlig falsch angewandten bedürfnisorientierten Erziehung!
Es geht hierbei nun einmal auch um einen respektvollen Umgang und einen VERANTWORTUNGSBEWUSSTEN Umgang mit den Bedürfnissen von ALLEN Familienmitgliedern.
Ein Grundbaustein ist das GLEICHGEWICHT den Bedürfnissen aller Familienmitglieder UND die Wahrung eigener Grenzen. Leider erleben wir, die mit Eltern und Kindern arbeiten im Alltag immer wieder, dass genau dieser Baustein "Wahrung der eigenen Grenzen" nicht eingehalten und beachtet wird.
Sollen Kinder ein "absolutes" Urvertrauen entwickeln ist aber auch nötig, dass sie sich mit den Grenzen anderer auseinandersetzen UND mit ihren eigenen.
Fortsetzung folgt :-)
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